Uwe Polkaehn, Vorsitzender DGB Nord, stellt anlässlich der Veröffentlichung der aktuellen Arbeitsmarktzahlen fest: „Beim Blick auf die Zahlen zeigt sich auf den ersten Blick weiterhin ein erfreuliches Bild. Die Beschäftigung steigt. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Doch die Erfolgszahlen dürfen die Schattenseiten des Arbeitsmarktes nicht überdecken. Denn vor allem steigt die prekäre Beschäftigung: befristete Beschäftigung, Leiharbeit, unfreiwillige Teilzeit, Minijobs, Niedriglohnbeschäftigung.“
Die Situation in Schleswig-Holstein
Nach Auswertung des DGB haben sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse in Schleswig-Holstein stark zugenommen. U. a. ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in den vergangenen 15 Jahren um 105 Prozent gestiegen (die der Vollzeitbeschäftigten nur um 7,5 Prozent), die der Minijobberinnen und Minijobber im Nebenjob um 165 Prozent. Ein Grund dafür: Unfreiwillige Teilzeit wird oft mit einem Nebenjob kombiniert, um über die Runden zu kommen. 7 Prozent der Arbeitsverträge in Schleswig-Holstein sind befristet, bei den Neueinstellungen sind es sogar 38 Prozent. Mitte der 90er Jahre betrug die Quote noch 3,3 Prozent. Die Zahl der Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter stieg von 2007 bis 2018 um 46 Prozent. Insgesamt sind in Schleswig-Holstein 46 Prozent der Beschäftigungsstellen atypisch. 22,5 Prozent der Beschäftigten müssen mit Niedriglohn auskommen. Vor allem atypisch Beschäftigte müssen mit Niedriglöhnen auskommen: In Schleswig-Holstein 43,7 %.
Die Situation in Mecklenburg-Vorpommern
Nach Auswertung des DGB haben sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern stark zugenommen. U. a. ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in den vergangenen 15 Jahren um 107 Prozent gestiegen (die der Vollzeitbeschäftigten ging um 8 Prozent zurück), die der Minijobberinnen und Minijobber im Nebenjob um 142 Prozent. Ein Grund dafür: Unfreiwillige Teilzeit wird oft mit einem Nebenjob kombiniert, um über die Runden zu kommen. 9 Prozent der Arbeitsverträge in MV sind befristet, bei den Neueinstellungen sind es sogar 55 Prozent. Die Zahl der Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter stieg von 2007 bis 2018 um 28 Prozent. Insgesamt sind in MV 39 Prozent der Beschäftigungsstellen atypisch. ca. 33 Prozent der Beschäftigten müssen mit Niedriglohn auskommen. Vor allem atypisch Beschäftigte müssen mit Niedriglöhnen auskommen: In Mecklenburg-Vorpommern 56,2 Prozent
Auch in Bezug auf die Arbeitslosigkeit im Norden brauchen wir mehr Engagement der Unternehmen. Sie müssen angesichts des Fachkräftemangels ihre Personalpolitik umstellen. Auch Menschen, die vielleicht erst auf den zweiten Blick die richtige Wahl sein könnten, verdienen ihre Chance! Die Bundesagentur für Arbeit hält für die Arbeitgeber attraktive Programme vor, um insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit zu bringen.
Besonders die Entwicklung bei den Minijobs ist laut dem Vorsitzenden des DGB Nord schlecht für den Wirtschaftsstandort und für die Beschäftigten: „Minijobs sind häufig das zweite Standbein von Beschäftigten im Niedriglohnsektor. Und wer erst einmal in der Niedriglohnfalle sitzt, kommt nur noch schwer heraus. Minijobs sind außerdem besonders anfällig für Umgehungsstrategien und kriminelle Machenschaften mancher Arbeitgeber. Jedem dritten Minijobbenden wird bezahlter Urlaub vorenthalten und auch Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist oftmals ein Fremdwort“, so Polkaehn.
Polkaehn zufolge kenne die Fantasie der Arbeitgeber zur Entwicklung von Umgehungsstrategien fast keine Grenzen: „Viele Minijobber arbeiten nur vier Stunden in der Woche, müssen sich aber rund um die Uhr für einen möglichen Einsatz bereithalten. In der Systemgastronomie ist das Alltag. Auf dem Bau wird mit schwarz bezahlten Überstunden getrickst, in der Gebäudereinigung mit unerreichbaren Zeitvorgaben. Dieser Sumpf muss endlich trocken gelegt werden“, so Polkaehn. Wir brauchen mehr Kontrollen, damit die Beschäftigten zu ihrem Recht kommen.
Um die große Zahl der prekär Beschäftigten weiter einzudämmen, fordert der DGB die Tarifbindung zu stärken. „Wir brauchen mehr Druck auf die Privatwirtschaft und klare Kriterien in der Wirtschaftsförderung, zum Beispiel durch ein Tariftreuegesetz. Aufträge dürfen nur noch an tarifgebundene Unternehmen vergeben werden. Auch eine vorgeschriebene Maximal-Quote für Minijobber ist denkbar.“ Mit Tarifvertrag verdienen die Beschäftigten im Schnitt ca. 600 - 800 EUR mehr pro Monat.
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