Unbezahlte Überstunden, ausbildungsfremde Tätigkeiten und unklare Übernahmeperspektiven nach der Ausbildung sind nach wie vor die Regel in vielen Ausbildungsbetrieben in Schleswig-Holstein. Zu diesen Ergebnissen kommt der Ausbildungsreport der DGB-Jugend Nord, der bereits zum vierten Mal veröffentlicht wurde. Für die repräsentative Studie zur Ausbildungsqualität wurden mehr als 1.085 Auszubildende nach ihrer Zufriedenheit mit der Ausbildung befragt.
Schwerpunkt des Ausbildungsreports 2025: Ausbilder*innen & Ausbildungsmethoden
Für den Erfolg der Ausbildung sind qualifizierte Ausbilder*innen entscheidend. Sieben von zehn befragten Azubis fühlen sich korrekt behandelt, sind zufrieden damit, wie Arbeitsvorgänge erklärt werden und schätzen den Umgang der Ausbilder*innen mit Konflikten im Arbeitsalltag. Verbesserungspotenzial zeigt sich hingegen in der Feedback- und Motivationskultur: Hier scheinen den Ausbilder*innen zeitliche Kapazitäten zu fehlen, um regelmäßig persönliche Rückmeldungen zu geben. Nur etwas weniger als die Hälfte der befragten Auszubildenden aus Schleswig-Holstein fühlt sich immer oder häufig durch die Ausbilder*innen motiviert.
„Übergang Schule Beruf“ - im Sinne der Schleswig-Holsteinischen Jugendlichen gestalten
Um die berufliche Orientierung der Jugendlichen zu verbessern hat das Schleswig-Holsteinische Institut für Berufliche Bildung (SHIBB) gemeinsam mit dem Bildungsministerium eine Reform des Übergangs Schule-Beruf angekündigt. Wiebke Oetken, Bezirksjugendsekretärin DGB Nord: „Wir Gewerkschaften werden die Reform aus dem Blickwinkel der Jugendlichen begleiten und sicherstellen, dass ein gemeinsames Vorankommen nicht dem Spardiktat zum Opfer fällt und rein haushaltspolitisch geleitet ist. Eine fundierte Reform „Übergang-Schule-Beruf“ muss neben einer belastbaren Ausbildungsgarantie auch eine transparente Ausbildungsmarktstatistik beinhalten.“
Berufsausbildung attraktiv gestalten
Die Qualität der Ausbildung entscheidet letztlich über die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. Um die duale Berufsausbildung in Schleswig-Holstein zukunftsfest zu machen und allen Jugendlichen die Möglichkeit auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz zu eröffnen fordert der DGB Nord einen „Zukunftsfonds Schleswig-Holstein“, in den alle Betriebe einzahlen. Dieser Fonds unterstützt alle Unternehmen, die engagiert ausbilden. Laura Pooth, Vorsitzende DGB Nord: „Auch Betriebe, die bisher keine Ausbildung anbieten, müssen ihren Beitrag leisten. Das ist nur fair, denn alle profitieren von gut ausgebildeten Fachkräften. Durch den Fonds könnten auch Ausbildungspartnerschaften mitfinanziert werden. Dabei schließen sich kleinere Betriebe zusammen, um gemeinschaftlich im Verbund auszubilden. Maßnahmen wie diese stärken die duale Ausbildung und wirken dem Fachkräftemangel langfristig entgegen.“
Für ihr Ausbildungsengagement erhalten Betriebe einen Ausgleich der Kosten. Betriebe, die sich momentan nicht an Ausbildung beteiligen, werden durch umfangreiche Maßnahmen aus dem Fonds fit für die Ausbildung gemacht. Ebenso sollten passgenaue tarifvertragliche Regelungen zu Umlagefinanzierungen gestärkt und weiter ausgebaut werden.