9. September 2024
Kulturschusterei,
Am Markt 16, Barmstedt
EINTRITT FREI
Beginn: 19:00 Uhr I Einlass: 18:30Uhr
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt! Daher ist eine Anmeldung per Mail an nord.luebeck@dgb.de erforderlich.
Der gelernte Maschinist Thierry verliert seine Anstellung als Facharbeiter und wird mit über 50 Jahren arbeitslos. Zwar ist er zu alt, um noch an eine große Karriere zu glauben, aber Thierry ist auch zu weit von der Rente entfernt, um nichts zu tun, und das Geld wird allmählich knapp. So muss Thierry zum Arbeitsamt gehen, eine Umschulung besuchen und nach einem Training, bei dem sein Auftreten geschult wird, mehrere Bewerbungsgespräche, die teilweise über Skype geführt werden, über sich ergehen lassen.
Thierry erkennt, dass Arbeitslosigkeit bedeutet, Belehrungen zu erhalten, als Bittsteller auftreten zu müssen und auf andere angewiesen zu sein. Zudem findet er sich ständig in Kommunikationssituationen wieder, in denen er sich selbst präsentieren und freundlich sein muss, während seine Gegenüber stottern und ungeordnet reden dürfen. Thierry erklärt einem Mitarbeiter des Arbeitsamtes, wie unsinnig er die Umschulungsmaßnahme empfindet.
Auch als er versucht, bei einer Bank einen Kredit zu erhalten, macht Thierry die gleichen Erfahrungen. Man empfiehlt ihm, seine Eigentumswohnung zu verkaufen, was er aber nicht will. Die Beraterin lehnt seinen Antrag ab und schlägt ihm stattdessen eine Lebensversicherung vor, damit wenigstens seine Lieben abgesichert sind. Thierry muss einen Tiefschlag nach dem anderen hinnehmen, versucht aber dennoch, seine Würde zu behalten. Zur Erholung belegt Thierry mit seiner Frau einen Tanzkurs, aber auch dort wird er vom Tanzlehrer bevormundet.
Irgendwann findet Thierry eine Anstellung als Sicherheitsmann in einem großen Supermarkt. Dort arbeitet er als Detektiv und würde gerne einfach nur seinen Job machen. Als er einen Kunden durch Videoaufzeichnungen des Ladendiebstahls überführt, ist Thierry selbst zu einem Menschen in einer Machtposition und auch Teil des Überwachungsapparates geworden, den er zuvor noch kritisiert hatte. In seinem neuen Job regiert Überwachung und Misstrauen, denn jeder könnte ein Dieb sein. So muss er gegen eine langjährige Verkäuferin ermitteln, die Rabattmarken an sich genommen, und einen alten Mann verfolgen, der Fleisch gestohlen hat, weil er sich keines mehr leisten konnte. Eine Situation, die Thierry bekannt vorkommt. Thierry gerät nach den ernüchternden Erfahrungen bei der Arbeitssuche in seinem Job erneut in ein moralisches Dilemma und stellt sich die Frage, ob er imstande ist, den Gesetzen dieser Arbeitswelt zu gehorchen und zweifelt, ob er die ihm unmenschlich erscheinenden Mechanismen der Marktwirtschaft wirklich umsetzen kann und will.
Vincent Lindon stellt die passive Wahrnehmung Thierrys ins Zentrum seiner Rolle. Er gestaltet mit minimalen Mitteln das komplexe Porträt eines einst tatkräftigen Mannes, der in die Enge getrieben wird, sich zunehmend seiner Stärke beraubt sieht und schließlich am Rande der Verzweiflung um Würde und Selbstbestimmung ringt.