Mit Blick auf die Ergebnisse der Mitte-Studie erklärt Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg: „Die Mitte-Studie zeigt, dass gerade in strukturschwachen Gebieten soziale und institutionelle Bindungen an Stabilität und Substanz verlieren, sich teilweise auflösen und die Menschen vereinsamen. Wenn Deprivation, Armut, Arbeitslosigkeit und Resignation um sich greifen, steigt die Zustimmung zu rechtsextremen Positionen.“
Zudem gebe es nach wie vor große Unterschiede bei Löhnen und Renten zwischen Ost und West. „Wir müssen feststellen, dass die Kolleg*innen in den fünf ostdeutschen Bundesländern durchschnittlich 13.000 Euro im Jahr weniger verdienen als ihre Kolleg*innen in Westdeutschland. Es ist erstaunlich, dass auch 33 Jahre nach der Wende noch keine Angleichung der Gehälter stattgefunden hat. Noch erstaunlicher ist, dass sich diese Lücke nicht schließt, sondern sogar noch vergrößert. Ähnliches gilt für die Renten: Ostdeutsche Rentner*innen erhalten die niedrigsten Renten bundesweit. Bei gleicher Arbeitsleistung und gleichen Arbeitsjahren erhalten Rentner*innen im Saarland rund 250 Euro mehr als Rentner*innen in Thüringen“, so Chawla.
Es ist zu befürchten, dass die anstehenden Transformationsprozesse gerade in den Landesteilen auf einen politischen Boden fallen, der für die Angebote und Parolen der extremen Rechten besonders empfänglich ist.
Zum Tag der Deutschen Einheit fragen wir deshalb: Welchen Kitt braucht unsere Demokratie? Wie kann aus der deutschen Einheit auch Gleichheit werden? Was können gewerkschaftliche Organisation und betriebliche Mitbestimmung dazu beitragen? Und: Was können wir angesichts der anstehenden sozial-ökologischen Transformation von denen lernen, die mit 1989/90 bereits einen tiefgreifenden Umbruch erlebt haben?
Um diese Fragen zu diskutieren, laden wir Sie herzlich zu unserem Polit-Talk zum Tag der Deutschen Einheit ein.
Details zur Veranstaltung:
Datum: 2. Oktober 2023
Uhrzeit: 20 Uhr
Ort: Trostbrücke 4-6, 20457 Hamburg, in der Patriotischen Gesellschaft
Hamburgs DGB-Vorsitzende Tanja Chawla spricht mit unseren Gästen Dr. Grit Lemke und Prof. Dr. Klaus Dörre.
Grit Lemke wuchs in Hoyerswerda auf. 2019 drehte sie den preisgekrönten Dokumentarfilm „Gundermann Revier“. 2021 erschien ihr dokumentarischer Roman „Kinder von Hoy. Freiheit, Glück und Terror“ im Suhrkamp Verlag.
Klaus Dörre ist in Volkmarsen-Külte geboren. Seit 2005 ist Dörre Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2021 erschien das Buch „Die Utopie des Sozialismus - Kompass für eine Nachhaltigkeitsrevolution“ im Matthes & Seitz Verlag. Gemeinsam mit Hartmut Rosa und Stephan Lessenich wurde er 2021 mit dem Thüringer Forschungspreis in der Kategorie Grundlagenforschung ausgezeichnet.
Wir freuen uns auf eine informative und anregende Diskussion zum Tag der Deutschen Einheit und hoffen auf zahlreiches Erscheinen.