Am Mittwoch, 8. Oktober 2025, bringt die CDU einen Antrag auf Änderung des Tariftreue- und Vergabegesetzes Mecklenburg-Vorpommern in den Landtag ein. Dazu sagt Laura Pooth, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Nord: “Hände weg vom Tariftreue- und Vergabegesetz! Die CDU will es aushebeln. Damit würde Mecklenburg-Vorpommern bei den Löhnen weiter zurückfallen. 35 Jahre nach der Deutschen Einheit dürfen wir nicht zulassen, dass MV weiter die rote Laterne behält.”
Hintergrund: Die Gewerkschaften haben das Tariftreue- und Vergabegesetz in Mecklenburg-Vorpommern auf den Weg gebracht, damit öffentliche Aufträge nur an Unternehmen mit fairen Löhnen und guten Arbeitsbedingungen gehen. So kommen Verbesserungen direkt bei den Menschen an.
Eine jüngst veröffentlichte Untersuchung des WSI (s.u.) zeigt, dass zwar insgesamt noch eine deutliche Ost-West-Lücke bei den Löhnen besteht – bei den Tariflöhnen jedoch ist diese Lücke weitgehend geschlossen. “Das ist ein wichtiger Erfolg, den wir unbedingt weiter ausbauen müssen. Rückschritte bei der Tarifbindung werden wir nicht zulassen”, bekräftigt Pooth.
“Mit dem Vorhaben der CDU ist niemandem geholfen, erst recht nicht der Wirtschaft. Denn wirtschaftliche Stärke entsteht dort, wo Menschen ausreichend verdienen. Nur wer einen fairen Lohn erhält, kann sich einen Restaurantbesuch, das lokale Handwerk oder einen Friseurtermin leisten. Genau das belebt die regionale Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern und sichert am Ende Arbeitsplätze vor Ort,” stellt die Gewerkschafterin klar. Die Kaufkraftverluste in Mecklenburg-Vorpommern durch die mangelnde Tarifbindung summieren sich auf über 1,2 Milliarden Euro jährlich.
Aber nicht nur die lokale Kaufkraft leidet unter Lohndumping und fehlender Tarifbindung: Die Sozialversicherungen in Mecklenburg-Vorpommern haben jährlich rund 900 Millionen Euro weniger Einnahmen und der öffentlichen Hand fehlen rund 500 Millionen an Einkommensteuereinnahmen (DGB-Berechnungen auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes, s.u.). Geld, das dringend für Bildung, Gesundheitsversorgung und eine funktionierende Infrastruktur gebraucht wird.
Laura Pooth unterstreicht: „Tarifverträge bedeuten mehr als höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und mehr Urlaub für die Beschäftigten. Sie sind auch ein Motor für wirtschaftliches Wachstum, stärken die Binnennachfrage und sichern gute, nachhaltige Arbeit. Die Fachkräftesicherung muss in den Fokus rücken: Nur wer gut bezahlt, hält Fachkräfte und gewinnt neue dazu. Deswegen brauchen wir die Tarifwende!”
Quellen:
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI): Auswertung zum Tag der Deutschen Einheit Weiter Lohngefälle zwischen West und Ost – Mindestlohn hat Angleichungsprozess in den letzten zehn Jahren beschleunigt (30.09.2025)
DGB-Berechnungen basieren auf der jüngsten Verdiensterhebung (VE) des Statistischen Bundesamts für das Jahr 2024