Kei­ne Aus­nah­men beim Min­dest­lohn für Erntehel­fer*in­nen

Mindestlohndebatte für Saisonkräfte: „Keine Abstriche bei Gerechtigkeit“

Datum

Ordnungsnummer PM 039

Scharfe Kritik übt Laura Pooth, Vorsitzende des DGB Nord, an den Forderungen nach einem geringeren Mindestlohn für Erntehelfer*innen: “Die Arbeitsbedingungen für Saisonarbeiter*innen sind schon jetzt besonders prekär. Würde man den Mindestlohn für sie aussetzen, würde sich ihre Lage noch weiter verschlechtern. Langfristig sind die überwiegend ausländischen Saisonbeschäftigten (95%) ernsthaften sozialen Risiken ausgesetzt.” 

Oft heißt es, Saisonarbeiter*innen sollten weniger verdienen, weil ihre Lebenshaltungskosten angeblich niedriger seien. Pooth entkräftet dieses Argument: “Das ist ungerecht, weil sie wegen ihrer Herkunft schlechter behandelt werden. Ein Mindestlohn darf nicht diskriminieren. Außerdem ist die Argumentation auch einfach falsch: Während der Zeit, in der Erntehelfer*innen den deutschen Mindestlohn bekommen, wohnen sie in Deutschland – oft in schlechten Unterkünften – und müssen hohe Mieten und die gleichen Preise für Lebensmittel zahlen wie alle anderen.”  

Die Gewerkschafterin ist froh, dass auch das Bundesagrarministerium in einer Prüfung zum Schluss kam, dass eine solche Ungleichbehandlung rechtlich nicht zulässig ist: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Die Arbeit von Erntehelfer*innen ist genauso viel wert wie die von anderen. Mit solchen Forderungen wird eine Zweiklassengesellschaft geschaffen, das ist völlig inakzeptabel. Gut, dass das Bundesagrarministerium das auch so sieht.“ 

Agrarbetriebe profitieren bereits jetzt von vielen Sonderregelungen. Dazu gehören zum Beispiel Ausnahmen bei der Höchstarbeitszeit und der Sozialversicherungspflicht. Diese Ausnahmeregelungen kommen den Arbeitgeber*innen zugute – nicht den Beschäftigten. Vor diesem Hintergrund erscheint diese Debatte tatsächlich maßlos. Trotzdem wird es für viele Betriebe immer schwieriger, Erntehelfer*innen zu finden. Eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen würde dieses Problem nur verschärfen. „Um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen die Löhne rauf, nicht runter!“, betont Laura Pooth. 

Die Branche hat die Entwicklung der letzten zwanzig Jahre schlicht und einfach verschlafen. Statt in überdachte Anbauflächen mit Hochbeeten zu investieren, werden die alten Konzepte und Forderungen aus der Mottenkiste gezogen. Innovative Lösungen gibt es längst, diese müssen jedoch mit Investitionen einhergehen. Die Ernteerträge unter solchen Bedingungen sind deutlich höher, die Ernte einfacher. 

Hintergrund: Die CDU hat im Landtag Mecklenburg-Vorpommern einen Antrag vorgelegt, der vorsieht, Saisonarbeitskräfte vom gesetzlichen Mindestlohn auszunehmen und das Arbeitszeitgesetz für sie auszuhöhlen. Die Debatte darüber ist für Donnerstag, den 17. Juli 2025, angesetzt. 

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