Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg sagt hierzu: „DAK-Landeschef Jens Juncker hat recht, wenn er nun eine ‚seriöse und gründliche Debatte über die wirklichen Ursachen für den anhaltend hohen Krankenstand‘ fordert und vor Schnellschüssen warnt. Hierfür bietet der DGB-Index „Gute Arbeit“ wichtige Erkenntnisse.“
Im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg wurden 2021 etwa 1.000 Hamburger Arbeitnehmer*innen zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. Die Studie ergab, dass die zunehmende Arbeitsverdichtung und die ständige Erreichbarkeit in allen Branchen ein Problem sind. Etwa jede*r vierte Beschäftigte gab an, dass erwartet wird, auch außerhalb der normalen Arbeitszeit für die Arbeit erreichbar zu sein. „Besonders gravierend war dies im öffentlichen Dienst sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. 30 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst und 28 Prozent der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen gaben an, dass von ihnen erwartet wird, außerhalb der regulären Arbeitszeit dienstliche Anrufe oder E-Mails zu beantworten. Wenn Erholungsphasen fehlen, ist das krankheitsfördernd“, so Hamburgs DGB-Vorsitzende Tanja Chawla.
„Ein weiteres Gesundheitsrisiko sind lange Arbeitszeiten. 18 Prozent aller Beschäftigten in Hamburg geben an, häufig oder sehr häufig unbezahlte Überstunden für ihren Betrieb zu leisten. Hier sendet das Arbeitszeitgesetz eine ganz klare Botschaft an die Unternehmen: Wer Beschäftigte dauerhaft länger als zehn Stunden am Tag arbeiten lässt, oder dies duldet, begeht eine Ordnungswidrigkeit“, mahnt Chawla.
„Gut ein Viertel der aktuell Beschäftigten bezweifelt, dass sie ihre derzeitige Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben können. Wenn wir wollen, dass die Beschäftigten bis zum Rentenalter arbeiten, müssen sich die Arbeitsbedingungen jetzt massiv verbessern. Dazu gehört untrennbar auch eine gute Gesundheitsfürsorge“, so Chawla.
48 Prozent der Beschäftigten erhalten laut dem DGB-Index „Gute Arbeit“ keinerlei betriebliche Gesundheitsfürsorge. Arbeitgebende sind durch das Arbeitsschutzgesetz gesetzlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Gesundheitsgefährdungen am Arbeitsplatz erhoben und beurteilt werden müssen und dann notwendige Schutzmaßnahmen eingeführt werden müssen.
Hamburgs DGB-Chefin fordert: „Hier kommt es auch darauf an, dass die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes durch staatliche Stellen kontrolliert wird. Außerdem gilt es die betriebliche Mitbestimmung weiter gefördert werden, denn die gewählten Betriebsräte machen sich im Unternehmen für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz stark.“
„Seit Langem ist bekannt, dass schlechte Arbeitsbedingungen die Gesundheit belasten. Und ebenso lange wissen wir, was dazu beitragen kann, dass Arbeit nicht zu Lasten der Gesundheit geht. Die Zauberformel dafür heißt „Gute Arbeit“ und ist das Gegenteil von „Arbeiten bis zum Umfallen“. Gute Arbeit macht nicht krank. Sie ist alters- und alternsgerecht. Sie ist existenzsichernd, entgeltgleich, tarifgebunden, mitbestimmt, sozialversichert und unbefristet. Sie schafft Karrierechancen, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und stärkt die individuellen Erwerbsbiografien. Sie wälzt unternehmerische Risiken nicht auf Beschäftigte ab, sondern schützt umfassend vor wirtschaftlichen Gefahren und vermeidet Erwerbs- und Altersarmut sowie Lohn- und Sozialdumping – das sind die Punkte, an die die Sozialpartner, aber auch die Politik nun heranmüssen. Das wäre nicht nur für die Gesundheit der Beschäftigten gut, sondern könnte auch dazu beitragen, den Fachkräftebedarf zu verringern“, so die Hamburgs DGB-Vorsitzende abschließend.
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