Die Tarifflucht von Unternehmen schadet nicht nur den Beschäftigten persönlich, sondern auch der Allgemeinheit.
Neueste DGB-Berechnungen auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen: Durch Lohndumping und fehlende Tarifbindung in Mecklenburg-Vorpommern haben die Sozialversicherungen jährlich rund 900 Millionen Euro weniger Einnahmen. Zusätzlich fehlen der öffentlichen Hand 500 Millionen an Einkommensteuereinnahmen, die zum Beispiel für Bildung oder eine funktionierende öffentliche Infrastruktur da wären.
Fehlende Tarifbindung bedeutet auch weniger Kaufkraft: Wer in Mecklenburg-Vorpommern nicht nach Tarif bezahlt wird, hat am Ende des Jahres im Durchschnitt netto rund 4.000 Euro weniger auf dem Lohnzettel. Gäbe es hier flächendeckende Tarifbindung, stünden den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern jährlich insgesamt rund 1,2 Milliarden mehr zur Verfügung.
Laura Pooth, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Nord: „Wir brauchen die Tarifwende und damit auch mehr Tarifschutz für die Beschäftigten. Tarifverträge bedeuten nicht nur höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und mehr Urlaub für jede und jeden Beschäftigten. Sie sind auch ein Motor für wirtschaftliches Wachstum, stärken die Binnennachfrage und sichern gute, nachhaltige Arbeit. Die Tarifflucht schadet allen. Wir dürfen sie nicht einfach hinnehmen. Wir erinnern die Arbeitgeber an ihre soziale Verantwortung und die Politik fordern wir auf, gegenzusteuern.“
Im Rahmen der EU-Mindestlohn-Richtlinie steht die Bundesregierung in der Pflicht, bis Jahresende einen nationalen Aktionsplan für eine Stärkung der Tarifbindung vorzulegen. DGB und Gewerkschaften legen dafür ein 14-Punkte-Positionspapier vor.
Die DGB-Berechnungen basieren auf der jüngsten Verdiensterhebung (VE) des Statistischen Bundesamts für das Jahr 2024.
Weiterführende Informationen:
Forderungen zur Stärkung der Tarifbindung auf einen Blick: www.dgb.de/tarifbindung